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Der Traum vom Ironman Hawaii wurde wahr

-Sebastian Hahn startete bei der Triathlon-Weltmeisterschaft-

Ein Erlebnisbericht von Sebastian Hahn:

Nach der erfolgreichen Qualifikation beim Ironman Frankfurt mit einer fabelhaften Zeit von 8:57 Stunden konnte Sebastian Hahn Mitte Juli das Ticket zur Weltmeisterschaft auf Hawaii lösen.

Die Vorbereitung auf dieses Megaevent verlief jedoch eher chaotisch. Nach Frankfurt waren mehrere Wochen notwendig, um den Körper zu erholen. Auch vom Kopf her war ein intensives Training nicht möglich. Zwei Wochen vor Abflug spitzte sich die Situation zu. Gebuchte Flüge der Air Berlin wurden storniert, dadurch waren neue notwendig. Daraufhin musste die Entscheidung gegen das eigene Fahrrad getroffen werden und das letzte verfügbare, einigermaßen passende Leihrad auf Big Island wurde gebucht. Zur Krönung kam noch ein gebrochener Zeh dazu.  Das Abenteuer Hawaii stand somit unter keinem guten Stern.

Das Ziel der Träume wurde dennoch erreicht, Kailua-Kona. Das Triathlonmekka schlechthin. Einmal im Jahr treffen sich hier die Besten der Besten. 59 Profimänner und 39 Profidamen waren gemeldet, sowie gut 2400 Altersklassenathleten. Im vergangenen Ironman-Jahr zwischen September 2016 und August 2017 fanden weltweit über 35 Qualifikationsrennen statt. 260.000 Männer und Frauen zwischen 18 und 85 Jahren gingen hier an den Start. Davon löst 1% aller Starter dabei das Ticket nach Hawaii, wie eben Sebastian Hahn in Frankfurt. Kailua-Kona an sich ist ein kleiner, beschaulicher Ort. Nur eben an diesen Ironman-Tagen Mitte Oktober platzt der Ort aus allen Nähten. Athleten, Fans, Medien, Helfer und Veranstalter überfluten die Hotels und Straßen.

Am Dienstag vor dem Ironman machten wir Bekanntschaft mit der legendären Laufstrecke am Ali’i Drive. In den Tagen vor dem Wettkampf findet hier ein wahrhaftiges Schaulaufen der Extraklasse statt. Die Profis sind hier jedoch nur sehr selten vertreten, denn sie bereiten sich meist abseits des Trubels in den Bergen vor.

Erste emotionale Höhepunkte gab es bei der Startnummernausgabe. Die Helfer vor Ort sind Feuer und Flamme für dieses Event. Bei vielen Athleten merkt man hier auch schnell, dass für sie hier ein Traum in Erfüllung geht. Viele verließen die Halle mit Tränen in den Augen und strahlenden Gesichtern.

Für die unsere 7-köpfige Reisegruppe ging es dann auf dem Queen K Highway Richtung Hawi, wo das Leihrad, ein Specialized Allez, in Waikoloa auf Sebastian wartete. Der Highway bildet zugleich die Radstrecke des Ironmans. Auch hier waren unzählige Athleten unterwegs zum Training. Nachdem das Leihrad namens Obi-Wan in Sebastians Händen war, ging es für ihn auf die ersten 50 Trainingskilometer. Nach drei Kilometern musste er leider bereits eine unfreiwillige Pause einlegen. Der erste Platten… Nachdem Reifenwechsel kam die Erkenntnis, dass Hawaii nicht flach, sondern extrem hügelig ist, dass die Sonne unerbittlich ist und dass es die Mumuku-Winde in sich haben. Die richtige Windböe kann einen schon mal einen Meter zur Seite versetzen. Auf dem Rad trennt sich eben die Spreu vom Weizen.

Die weiteren Tage auf Hawaii vergingen wie im Flug. Zwischen Ausflügen rund um die ganze Insel, Wettkampfbesprechung, Messebesuchen und mehreren lockeren Trainingseinheiten, hatte man nicht viel Zeit über das Bevorstehende nachzudenken.

Dann war wieder Raceday! Um halb 4 brach die erste Gruppe Richtung Kona auf. Dann kam das übliche Prozedere. Als erstes in die Wechselzone. Verpflegung am Rad verstauen und die Reifen nochmals aufpumpen. Dann zum Bodymarking, wo jedem Athleten seine Startnummer auf den Armen aufgeklebt wurde. Im Anschluss gab es noch ein kleines Frühstück. Mit dem nahenden Start nahmen auch die Menschenmassen immer mehr zu. Sebastian verabschiedete sich somit in seinen persönlichen Lebenstraum. Die Fans suchten sich einen guten Platz, um den Start verfolgen zu können. Dann ging der Tag los. 06:35 Uhr Start der Profi-Männer, fünf Minuten danach die Profi-Frauen. Um 07:05 fiel dann der Startschuss für die Altersklassen-Männer. Gut 1.600 Männer kämpften um die perfekte Ausgangslage. Kurz darauf folgten dann die Altersklassen-Frauen. In der kristallklaren Kailua Bay ging es somit heiß her. Sebastian kam nach 1:03 Std aus dem Wasser und wechselte zügig auf das Rad. Die Sonne brannte bereits unerbittlich vom Himmel. Die Radstrecke ist eine Wendepunktstrecke. Dies bedeutet 90 km geradeaus Richtung Hawi und die gleiche Straße 90 km zurück. Die Strecke führt die meiste Zeit quer durch die hawaiianischen Lavafelder. Die Mumuku-Winde frischten bei der Rückfahrt auf und trafen Sebastian und seine Mitstreiter mit voller Wucht. Mit teilweise nur 17 kmh auf der Ebene krochen die Athleten die Radstrecke entlang. Sebastian bewältigte die Radstrecke im Endeffekt in 5:26 Std. Die Laufstrecke führte zuerst über den Ali’i Drive und anschließend über den Queen K Highway zum berühmt berüchtigten Natural Energy Lab und wieder zurück auf die Ziellinie auf dem Ali’i Drive. Das Laufen musste Sebastian langsamer als gewohnt angehen. Die Hitze und die Winde verlangten einem alles ab. Auch die Verpflegungsstationen jede Meile mit Wasser, Cola, Schwämmen und Eis brachten immer nur eine kurze Abkühlung. Insbesondere auf dem Queen K Highway gab es keinen einzigen Schatten. Das einzige Glück war, dass im Energy Lab dieses Jahr der Wind wehte und somit hier wenigstens etwas Abkühlung brachte. Sobald man nach dem Energy Lab wieder auf dem Queen K Highway ist, weiß man, dass es geschafft ist. Nur noch 11 Kilometer trennen einen vom atemberaubenden Zieleinlauf. Einen Kilometer vor dem Zieleinlauf überreichten die Fans noch die Deutschlandfahne für den perfekten Zieleinlauf. Dann kamen nur noch Momente des Glücks, wo man mit Tränen in den Augen durch die anfeuernden Menschenmengen läuft. Die letzten Meter auf dem roten Teppich sind dann nicht mehr in Worte zu fassen. Nach 10:49:32 Std war dieser Moment für Sebastian gekommen. Mit dem Sonnenbrand seines Lebens ging es danach ins Hotel und ab ins Bett. Die darauf folgenden Tage wurden noch entspannt am Strand und im Volcano Nationalpark verbracht, bevor man die Heimreise antrat.

Nach den Erlebnissen der letzten vier Wochen ist nun einiges klar. Hawaii ist und bleibt eine Legende. Die Strecken sind einer Weltmeisterschaft mehr als würdig. Es bleibt fraglich, wie an einem solchen Tag ein Streckenrekord fallen kann (an dieser Stelle nochmals Hut ab vor Patrick Lange). Und es ist sicher, dass es nicht die letzte Teilnahme für Sebastian Hahn in Hawaii war. Eine Revanche mit gezielter Vorbereitung und eigenem Fahrrad steht auf jeden Fall noch aus. Aber nun kommt erst mal die Saisonplanung sowie ein langsamer Trainingseinstieg für das kommende Jahr auf den Plan.

An dieser Stelle möchte ich noch kurz meinen Sponsoren Hasreiter GmbH, Wolf System GmbH und Menerga GmbH für die Unterstützung danken. Zudem noch ein großes Dankeschön an meine Trainingskollegen vom TV Landau, meiner Familie, die für mich um die halbe Welt geflogen ist, und an alle Freunde und Bekannte, die das ganze Spektakel in Frankfurt bzw. Hawaii verfolgt haben.

Verfasser: Sebastian Hahn

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